Tuesday Post 12 Mai 2020
Menschen, die vorgeben „achtsam“ zu sein, gefährden das Leben anderer.
Menschen, die von Gemeinschaft reden, denken plötzlich nur noch an sich.
Menschen, die sich vor Unterdrückung fürchten, rennen Unterdrückern hinterher.
Menschen, die das System kritisieren, sind die Ersten, die davon profitieren wollen.
Menschen, die der Wissenschaft größte Errungenschaften zu verdanken haben, verteufeln sie nun.
Menschen, die frei ihre Meinung sagen dürfen, behaupten, es herrsche keine Meinungsfreiheit.
Menschen, die demonstrieren, erklären, die Grundrechte seien abgeschafft,
Was ist nur los mit diesem Land?
Dabei steht Deutschland in dieser Krise aktuell so gut da wie kaum ein anderes Land.
Wer am Wochenende Bilder aus Brasilien gesehen hat, weiß einmal mehr zu schätzen, welche Leistung dieses Land und seine Bürger in den letzten Wochen vollbracht haben. Und dennoch hören die Argumentationsschlachten nicht auf. Die Lagerfronten sind verhärteter denn je. Es wird in Deutschland weiter gestritten.
Nicht darum, warum Menschen verhungern. Warum Kranke nicht behandelt werden können. Warum Menschen ihre Städte verlassen. Warum sie ihre Angehörigen begraben müssen.
Nein.
Es geht darum, dass Menschen nicht Golf spielen durften.
Es geht darum, dass der Virus so wenig Menschen tötete.
Es geht darum, dass zu viele Krankenhausbetten leer blieben.
Es geht darum, dass Masken, die im März nur empfohlen wurden, im April verpflichtend sind.
Es geht darum, ob Bill Gates die Bundesregierung gekauft hat.
Es geht darum, ob Fußballer spielen sollen oder nicht.
Es geht darum, ob wir Menschen retten wollten, die sowieso gestorben wären.
Es geht darum, ob die Bundeskanzlerin, die die Menschen dieses Landes schützen wollte, nicht doch die Absicht hatte, die Wirtschaft zu schädigen.
Es geht darum, ob 1,2 Billionen Euro an Zuschüssen langen, um der Wirtschaft zu helfen.
Es geht darum, dass irgendjemand für diesen „Scheiß“ doch verantwortlich sein MUSS.
Ich schüttele immer häufiger mit dem Kopf und frage mich, verstehe ich etwas nicht, bin ich es am Ende, der auf der Gegenfahrbahn in die falsche Richtung fährt? Bin ich hier der Reaktionäre, verkörpert das Gemisch an Weltverschwörern, Rechten, Pharmagegnern und Lichtanbetern, das zum Widerstand aufruft, am Ende jene Fortschrittlichkeit, die uns in eine bessere Welt führt?
Meine Antwort: Ich habe da meine Zweifel.
Diese Menschen erzählen, dass Leute nur tot seien, die sowieso gestorben wären. Sage ich ihnen, dass ein in Deutschland verstorbener Covid19-Patient im Schnitt noch eine Lebenserwartung hatte, die zwischen 9 und 15 Jahren lag (je nach Bundesland) und der sie gerne erlebt hätte, antworten sie, dass deswegen ja nicht ein ganzes Land stillstehen könne. Das macht mich dann sprachlos.
Wie diskutiere ich mit jemanden, der glaubt, dass die Bundesregierung bewusst und absichtlich die Abschaffung der Grundrechte plant?
Wie verhalte ich mich, wenn gesagt wird, dass der Corona-Virus eine Erfindung der Pharmaindustrie ist?
Was mache ich als ausgebildeter Journalist, wenn ich höre, dass alle Journalisten absichtlich die Wahrheit verschleiern würden?
Wie reagiere ich, wenn ich sehe, dass Protestierende gegen die aktuelle Politik neben Antisemiten und Rechten durch die Straßen ziehen?
Wie kann ich ruhig bleiben, wenn ich beobachte, dass Menschen bewusst eine Infizierung anderer in Kauf nehmen?
Ist da noch eine Basis, auf der man diskutieren kann?
Wer hat die Kraft und Ausdauer, diesen Menschen weiter von einem anderen Standpunkt zu überzeugen? Mich verlässt diese Kraft mehr und mehr.
Das macht mich traurig, weil für mich Angst, Untergangsszenarien, Negativität und Panikmache keine Mittel sind, um Gemeinschaftssinn, Verbindung und Aufbruchsstimmung zu vermitteln.
Doch der Einstieg auf eine inhaltliche Ebene macht immer seltener Sinn. Die Diskussionen zwischen den Lagern begrenzen sich darin, sich gegenseitig Quellen zu präsentieren und dem anderen eine falsche Sicht „nachweisen“ zu wollen.
Wenn ich Menschen höre, die aktuell über Merkel, Gates, Drosten, die EU, die Pharmalobby ätzen, frage ich sie: Welche Botschaft hast du und wie willst du durch die Welt gehen? Lautet dein Credo: „Die Regierung will uns Böses und ich muss die Welt warnen?“ Oder sagst du: „Ich habe Vertrauen in die Menschen, die von der Bevölkerung in einem demokratischen Prozess gewählt wurden und ich gehe davon aus, dass sie in dieser Situation das Beste wollen.“ Das macht einen Riesen-Unterscheid für die Art, wie du mit Menschen, Dingen und Ereignissen in deinem Leben umgehst. Jeder hat die Wahl. Mit Offenheit, Zutrauen, positiver Kraft und Energie hat das, was viele derzeit von sich geben, nichts zu tun. Mit Wut, Hass, Ignoranz, Verweigerung, Rücksichtslosigkeit und Egoismus ist noch nie etwas Gutes entstanden. Was ist also DEINE Botschaft? fragt ein nachdenklicher Mounir.
Wahrscheinlich ist es töricht von mir, eine Antwort zu formulieren. Ich ahne natürlich, dass all die vielen Fragen nur rhetorischer Art sein könnten. Dass eine Antwort gar nicht wirklich erwünscht ist.
Und wer bin ich eigentlich, dass ich einem, der als einer eingeschätzt wird, der mit Empathie und Einfühlungsvermögen durch die Welt geht, mit Professionalität und mit Achtsamkeit, eine Antwort reichen könnte?
Vielleicht sind die Fragen auch echt. Vielleicht ist die weltgeschichtliche Situation so einmalig verwirrend, dass all die Lebenserfahrung nichts nützt. Für diesen Fall rate ich dem Coach, einfach mal ein halbes Jahr abzuwarten – mit bleibender Achtsamkeit – und dann zurückzublicken und sich die folgenden Fragen zu stellen: Zu welchem Zeitpunkt habe ich die Wahrheit herausgefunden? Warum schon im Juni? Warum erst im November? Was in mir hat verhindert, dass der Zeitpunkt nicht früher war? Hätte ich sie vor Juni schon erkennen können?
Alles Gute für Sie!
Manfred
Ich bin irritiert. Es geht doch immer darum, aus welchem Topf ich meine Informationen zur eigenen Meinungsbildung beziehe. Reichen mir die von oben vorgegebenen Informationen oder hinterfrage ich kritisch und bilde mir durch eigenständige Recherche mein eigenes Bild? Eine nicht von der Hand zu weisende Frage ist doch, warum werden nicht der Masse entsprechende Meinungen angegriffen und mit diffamierenden Parolen ins Abseits verdrängt ? Oder die immense Zensur auf Twitter, Google, youtube und co.? Oder die gleichschaltung der Nachrichten durch GEZ-Zwangsfinanzierte Medienlandschaften, die sehr regierungsnah agieren ? Ich bin mir sicher, dass in sehr naher Zukunft die Wahrheit über all die Lügen ans Licht kommt. Die Gefahr wird dann allerdings sein, dass viele Menschen damit nicht klarkommen werden, da ihr Weltbild ins Wanken gerät. Eine gewollte Spaltung geht durchs Land – es ist wichtig diese zu überwinden, sonst kann die Neue Zeit nach der Plandemie nicht bestanden werden
KONSUMGESELLSCHAFT AUF ENTZUG
Herzlichen Dank Mounir für diesen tollen Text. Er spricht mir aus dem Herzen.
Zu meiner Person: ich sitze im tiefen Schwarzafrika (Dakar, Senegal), wo wir ebenfalls von der Pandemie betroffen sind und sehe durch das Fenster Internet und durch Berichte von Freunden und Familie nach Europa. Das nur, damit die Distanz meiner Worte zu Europa ersichtlich wird.
Zuerst muss ich erläutern, dass die Senegalesische Regierung sehr schnell und rigoros reagiert hat. Dies wurde von der Bevölkerung zur Kenntnis genommen und nach ein paar Tagen Anlaufschwierigkeiten dann auch respektiert. Ah, erwähnen muss ich vielleicht, dass auch der Senegal ein demokratisches Land ist. (Ohne Wenn und Aber!) Die Leute halten sind an die vorgegebenen Maßnahmen, die Entwicklung der Pandemie im Senegal gibt ihnen Recht.
Nun sehe ich mit Erstaunen, wie die westliche Welt, sprich Deutschland, Schweiz, Frankreich etc. auf diese Einschränkungen reagieren. Ich sehe die Demonstrationen von Massen. Ich kann es nicht wirklich nachvollziehen, wie sogenannt Gebildete, Geschulte und „freie“ Menschen solch einen Unsinn machen können. Und dann stelle ich mir die Frage, warum ist es so?
Sicher, alles was mit dieser Pandemie zu tun hat ist irgendwie unverständlich, unlogisch. So ergeht es mir zumindest. Viele, widersprüchliche Meinungen, Meldungen, Tatsachen kursieren im Internet, in den ganzen Medien. Was glauben, was verwerfen? Da sind ja auch schon die Politiker, Wissenschaftler und Mediziner überfordert. Wie soll ich denn als einfacher Weltbürger wissen, was Sache ist?
Diese extrem unsichere Situation treibt nun irre Blüten. Und viele Menschen reagieren nun trotzig, unvernünftig. Dazu habe ich folgende Gedanken:
In den letzten 50-60 Jahren, hat sich unsere westliche Gesellschaft zu einer Konsumgesellschaft gewandelt. Oberstes Ziel und Zweck des Lebens ist es heute anscheinend, genug zu verdienen, um sich dann alles zu kaufen, was man möchte und was man muss. (Werbung, Nachbarn, Status, Sachzwänge) Es ist seit Jahrzehnten möglich, alles zu bekommen, auf nicht sehr viel zu verzichten. So wurden vor allem einige Generationen von Kindern auf gezogen. Sie bekamen alles, vor allem alles was ihre Kameraden auch hatten. Eine Konsumgesellschaft ist auch gleichzeitig eine Gesellschaft von verwöhnten Menschen, die sehr auf sich selbst konzentriert sind. Individualismus machte sich breit, sehr breit. Dazu eine grosse Zunahme von virtuellem Erleben, „Leben“, was auch eine empathische Vereinsamung des einzelnen Menschen bedeutet. Eine Gesellschaft mit autistischen Ansätzen. Dies wiederum führt logischerweise zu einem Mangel an Empathie, Anteilnahme an dem Menschen neben sich, Verrohung der Sprache und aus dem Alleinsein geboren, eine erhöhte Aggressivität. Die Industriegesellschaften bestehen zu einem großen Teil aus egoistischen, egozentrischen, introvertierten Menschen. Die meisten haben eine sehr kleine Frustrations-Toleranz, rasten schnell aus und werden ausfallend oder/und gewalttätig. Dies ist für mich eine (von mehreren) Erklärungen, warum jetzt gerade in Europa so viele Menschen, gegen alle Vernunft, auf die Strasse gehen, diesen irren Verschwörungstheoretikern, sogenannten Patrioten, Rechtsextremen, und sonstigen Laut-Schreiern nachlaufen und das Gehirn aus geschaltet haben. Sie sind alle auf Konsum-Entzug und dabei ist es ihnen egal, ob sie andere gefährden oder jemandem schaden. Es geht hier um ihre Bedürfnisse, um ihr selbst eigenes Wohlbefinden! Konsumwelt, Konsumenten, Konsumgesellschaft eben. Absolut Wert-, Moral, Ethik-entfremdete Welt!
Wenn ich das so krass schreibe, dann, um es sichtbar zu machen. Natürlich gibt es nach wie vor besonnene, kultivierte und auch intelligente Menschen in Europa. Zum Glück und zu meiner Erleichterung!
Aus der Ferne, Ihre Mme.Ruth
Leider lässt sich mit Verschwörungstheoretikern nicht vernünftig diskutieren, die Erfahrung hab ich auch gemacht. Alles was da nicht in den Kram passt sind fakenews.
Sehr schade.
Hoffentlich öffnet der Artikel einigen die Augen.
Liebe Grüße
Annetta
Hallo Mounir,
Mit Interesse und Neugier habe ich Deinen Tuesday-Post gelesen. Mich umtreiben ähnliche Gedanken. Zum Beispiel, wie Menschen, die ich bisher für ausgesprochen klug und umsichtig gehalten habe, plötzlich zu Kritikern der unausweichlichen Vorsorgemaßnahmen werden können?!
Ich habe eine Freundin, die mir vorhält, wo ich denn meine ganze kritische Denke gelassen hätte? Eine andere Freundin, die wie ich meint, unsere Regierung hätte doch unterm Strich einen sehr guten Job gemacht und dass die Angst, die seltsamsten Reaktionsblüten treibt, auch in ihrem beruflichen Umfeld.
Meine gute Freundin: Da wurde in den letzten Jahren enthusiastisch von positiven Energien und solidarischen Gemeinschaften gesprochen, Gesundheit und Ernährung hoch gehalten, viel über gute Kindererziehung und gesellschaftlich wichtige Prozesse diskutiert – und mit der nie dagewesenen Situation einer hochansteckenden Pandemie, verlässt man sich plötzlich auf sein Vertrauen in das eigene Immunsystem, muss die Quarantäne nicht eingehalten werden, sondern ganz im Gegenteil, sie wird gezielt missachtet, werden überall irgendwelche absichtlichen, politischen Komplotte vermutet, wird verharmlost, wo ich Vorsicht für den einzigen sinnvollen Weg halte, und werden Begleiterscheinungen dramatisiert, die sich doch in Anbetracht der unübersichtlichen Lage im Moment nicht vermeiden lassen. Ich habe eine Auseinandersetzung mit dieser Freundin, auf deren Meinung in seit vielen Jahren großen Wert gelegt habe, die nun meint, es sei ja alles nicht so schlimm und mit Paracetamol könne man im Falle einer Erkrankung wirklich ganz viel ausrichten. Ich bin sprachlos, ich weiß nicht, wo die Ratio geblieben ist?!
Wenn ich sage, wir müssen doch vorsichtig sein, damit die Kurve flach bleibt, und das Gesundheitssystem das wuppen kann, wird mir Angst und Panikmache unterstellt. Nein, ich habe eigentlich keine Angst, obwohl ich wahrscheinlich zu der Risikogruppe gehöre, aber ich war auch noch nie der Meinung, dass man ohne Kondom Sex haben sollte, wenn man an AIDS erkrankt ist.
Ich habe meiner Freundin, die jetzt mit ihrer Einstellung auch noch Kinder bei den Hausaufgaben hilft (Welche Verhaltensweisen vermittelt sie den Kindern, frage ich mich?) einen Brief geschrieben. Ist halt etwas länger, aber das Thema hat ja auch viele Aspekte. Doch eigentlich reicht es auch, die guten Zeitungen aufzuschlagen und einfach nur die wertvollen, wohldurchdachten Analysen unserer JournalistenkollegInnen zu lesen. Und, obwohl wir uns so unendlich glücklich schätzen können, eine solche Pressefreiheit überhaupt zu haben, bin aber nicht einmal sicher, ob das allenthalben geschieht, oder ob diese Freundin nicht sowieso alles besser weiß, – und das auch schon in der ersten Woche der Quarantänemaßnahmen wusste.
Es fällt mir wahnsinnig schwer, diese ganzen – in meinen Augen irrationalen – Reaktionen, nachzuvollziehen. … sie kommen überraschend.
Ich habe ihr geschrieben, dass das Gebot der Stunde lautet, zusammen zu halten und nicht all die gesellschaftlichen Kräfte, die im Moment alle unter einen Hut gebracht werden müssen, mit zersetzenden Energien auch noch zusätzlich zu belasten. Ich bin nicht sicher, dass die Gesellschaft das auch noch packen kann und diese Haltungen am gefährlichen Auseinanderdriften unseres Systems rühren.
Ich deale innerlich mit der Tatsache, dass ich mir solch eine große Mühe gebe, diese ja auch sehr anstrengende Quarantäne für mich UND meine Mitmenschen einzuhalten, während sie nichts Besseres tut, als diese Anstrengung zu unterwandern und zu torpedieren. Denn: Im Falle einer Erkrankung möchte sicherlich auch meine Freundin ein leeres Krankenhausbett antreffen. Und ob dann Paracetamol ausreichen wird, das kann auch sie nicht im Voraus wissen.
Danke auch für Deine guten Überlegungen.
Gruß,
Bettina
DAS GEBOT DER STUNDE
(Editierte Auszüge aus einem Brief an eine von mir sehr geschätzte Person, mit der ich in den letzten 30 Jahren oft einer Meinung war, die aktuell die Quarantäne-Vorsichtsmaßnahmen aber für Quatsch hält)
Die Prioritäten: Ich erkenne in Deiner Position nicht, dass es Dir an erster Stelle um den Schutz der Kranken, der Vermeidung von Toten und einer bestmöglichen medizinischen Behandlung und Versorgung der Betroffenen und potenziell Betroffenen geht. Dass es nicht nur um Teile, sondern um die ganze Gesellschaft geht. Warum dieser Fakt für Euch nicht an oberster Stelle steht, müsstest Du mir erklären, ich kann es nicht. Meine Vermutung ist, dass unbewusst oder bewusst viel Angst vor Ausgrenzung und Allein-Sein im Spiel ist, aber das ist nur eine Vermutung, die Angst wäre auch absolut menschlich und nachvollziehbar, aber diese Form von Reaktion („Ich ignoriere die Quarantäne und rücke mit meiner Nachbarschaft jetzt erst recht zusammen“) könnte in meinen Augen fahrlässiger nicht sein. Die Frage, die sich aus dieser Quarantänesituation ergibt, wäre für mich vielmehr: Wie lerne ich mit dieser Situation umzugehen, statt sie zu ignorieren?
Die Ansteckungsgefahr ist keine Frage von Komplotten oder politischen Interessen, sondern schlicht eine medizinische Tatsache, mit der man umgehen lernen muss, um sich und andere zu schützen, das kann nur ein grundsätzlicher Schutz sein, gerade weil niemand das Ansteckungsrisiko und den Krankheitsverlauf im Falle einer Ansteckung von sich selbst oder seines Gegenübers kennen kann – auch Ihr nicht. Jedes einzelne Verhalten betrifft nicht nur dich selbst, sondern die ganze Gemeinschaft, ich komme mir so seltsam vor, dass ich das überhaupt schreiben muss.
Null-Erfahrung mit dem Unbekannten – Try and Error: In dieser einzigartigen, historischen Situation taucht ein ungeheures Kräftezerren an die Oberfläche, politische, menschliche, wirtschaftliche, ökologische, soziale, medizinisch-gesundheitliche, finanzielle, systembedingte nationale, internationale, strukturelle, machtpolitische, egoistisch-nazistische, intelligente und weniger sinnstiftende Interessen und Dynamiken poppen auf, Milliarden von Individuen müssen versorgt werden, die ganze Welt steht vor einer nie dagewesenen Herausforderung und das wird auch noch eine Weile so bleiben. Niemand auf der ganzen Welt blickt auch nur ansatzweise durch, gleichzeitig muss superschnell richtig reagiert werden, jeder einzelne muss „mitgenommen“ werden, welche Folge ist aktuell die für den Erhalt der Gesellschaft die gefährlichste und muss nach besten Kräften verhindert werden?! Kein Mensch hat Erfahrungen mit dieser Situation und Krankheit, alle tappen im Dunkeln, nur zwei Ladies in Berlin-Schöneberg wussten von Anfang Bescheid… ?! Selbst wenn Corona einen Verschwörungshintergrund haben sollte, würde diese Tatsache an den aktuellen, vorrangigen gesellschaftlichen Herausforderungen weltweit im Moment überhaupt nichts ändern. Falls wir jemals etwas herausfinden: Es wird noch eine Weile dauern. Die Zahlenanalyse des Verhältnisses der Toten und Neuerkrankten geben der Strategie unserer Regierung recht – Deutschland wird im ganzen Ausland ungläubig bewundert (da lohnt sich ein Ohr in ausländische Medien). Aber Du möchtest jetzt einfach mal, dass wir alle alles anders machen? Oder was willst Du erreichen?
Das Gebot der Stunde: Diese Situation verlangt von jeder/m einzelnen eine ganz große, solidarisch-soziale Leistung ab, die Vermeidung von Kontakten. Das ist brutal und wahnsinnig anstrengend, für jede/n von uns. Nichts ist gerade leichter, als in einer solchen fragilen, explosiven Situation mit (schon immer dagewesenen) Verschwörungstheorien den energetischen Bogen komplett zu überspannen und alles zu sprengen! Die Verschwörungstheorien schüren andere Gefühle als Solidarität und Rücksicht: Niemand glaubt niemandem, Misstrauen, Selbstprofilierung und Egoismus allenthalben – auch dieses Verhalten ist an manchen Stellen bei einigen wichtigen Leuten deutlich erkennbar. Haltungen wie Deine riskieren für mich, dass alles auseinanderbricht, weil einige das Ausmaß nicht erkennen (wollen) aber spüren, dass sie jetzt endlich mal mit ihrer ganz persönlichen Kritik eine Chance haben, gehört zu werden, nur weil sie das Gegenteil von dem tun, was das Establishment gerade vorgibt. Willst Du das echt riskieren? Meine kritische Haltung findet, dass diese Menschen nicht in der Lage sind, das Ausmaß dieser Pandemie zu konfrontieren, das macht sie aber nicht klüger und weiser, sondern diese Haltung verlagert den Diskussionsfokus und kostet ein weiteres Mal eine Energie, die für mein Empfinden in unserer internationalen Gemeinschaft in diesem aktuellen Moment an keiner Stelle vorhanden ist. Ihr gebt zwar vor, Euch erst recht umeinander zu kümmern, indem Ihr „zusammenrückt“ – aber das ist einfach nicht das Gebot der Stunde, ich erkenne den wirklichen Schutz der großen gesellschaftlichen Gemeinschaft in dieser Haltung nicht, sondern am Ende nur das Gegenteil. Würde es Sinn machen, mal den Fokus nach innen zu richten, statt jetzt mit dem Holzhammer das ohnehin schwache Nervengerüst mit Kritik im (egoistischen?) Detail ein weiteres Mal zu belasten? Auch wenn sich die Frage stellen wird, welche Machtinteressen sich in dieser Krise wie durchsetzen werden, ob Fussball, Autoindustrie, Klimathemen, sozial Schwache das Rennen machen: Dies ist der falsche Moment, ein Machtgerangel im Detail anzuzetteln…
Menschenleben versus Existenzgrundlage?! Möchtest Du allen Ernstes mit den Politikern, die alle selbst nicht durchblicken können, tauschen? Möchtest Du wirklich jedem einzelnen von uns, der ganzen Gesellschaft, Dein persönliches Verhaltensrezept empfehlen und nachher die vielen Schwerkranken, Risikogruppen, Toten verantworten und rechtfertigen müssen? Wenn die PolitikerInnen jetzt diese nicht adäquat beschützen würden, wären die Verschwörungstheoretiker doch die ersten, die das für ihre Immer-Kritik ausschlachten würden. Ist es nicht vollkommen logisch, dass Angela Merkel gerade nach besten Kräften versucht, das Schlimmste zu verhindern? Dass sie versucht, eine hochsensible Balance zu finden, zwischen den verschiedenen Risiken auf allen gesellschaftlichen Ebenen, die diese Krise uns gerade abverlangt? Leben oder Existenzgrundlage, welche brutale Entscheidung! Ich möchte nicht mit ihr tauschen müssen und bin – ehrlich gesagt – froh, dass Menschen mit Deiner derzeitigen Einstellung nicht am Ruder sind.
Die Folgen von Verschwörungstheorien: Welche ungeheuer negativen Folgen können diese Verschwörungstheorien im Moment haben? Spielen sie den Bolsonaros nicht schlicht in die Karten?
Welche Geisteshaltung könnte konstruktive Energie generieren? Für mich wäre eine lohnendere Frage zum Beispiel, wie man in Anbetracht dieser Herausforderung der Isolation zu einer guten Geisteshaltung finden könnte, damit man diese Phase gut übersteht? Denn es ist doch nur eine Übergangsphase. Man könnte sich zum Beispiel einfach mal klar machen, dass mitnichten die meisten Menschen auf diesem Planeten rund um die Uhr und das Jahr „frei“ sind! Die Form von Freiheit, wie wir sie kennen und viele jetzt schon wieder jammernd einfordern, ist ein absolutes Luxusgut. Man könnte also mal fragen: „Wieviele Menschen genießen diesen Luxus Freiheit eigentlich wirklich in dem Ausmaß, mit dem wir reichen, gesunden Westeuropäer es seit vielen Jahrzehnten ge- um nicht zu sagen verwöhnt sind und werden?“ Wäre da nicht auch ein klein wenig Demut angebracht? Ich beobachte viele Verhaltensweisen, politisch, teilweise demagogisch motivierte Reaktionen mit großer Sorge. Aber ich finde auch immer und immer wieder saugute, journalistische Analysen, die mir aus dem tiefen Herzen sprechen, in der „Zeit“ zum Beispiel.
Das Corona Virus hat unsere Gesellschaft nicht wesentlich verändert. Die Intelligenten sind immer noch intelligent, die Dummen sind immer noch dumm. Nur sieht man es sehr viel deutlicher. Ich persönlich habe entschieden, dass ich mich von Menschen, die mir nicht gut tun, wo Fach gern halte. Hilft!!!
Ich geb Dir in fast allen Punkten recht ! Nur denke bitte nicht das es sinnlos ist weiter zu diskutieren. Wir dürfen nicht aufhören Sie zu überzeugen oder zumindest mit ihnen weiter zu diskutieren. Auch wenn es manchmal echt schwer ist und auch Freunde plötzlich Ansichten haben die uns schockieren .. alles Liebe
Hallo,
ich bin nicht erst seit dieser globalen Krise erstaunt (entsetzt, verwundert,… Ich weiß es nicht) darüber, welch ekelhaftes Anspruchsdenken immer weiter um sich greift in diesem Land. Nicht erst seit 2020 verrecken täglich Millionen Menschen an Hunger, Durst oder Krankheit. Werden unterdrückt, vertrieben und ermordet. Und hier ist die größte Sorge, wann der Frisör endlich wieder aufmacht. Ich vermisse Demut und Dankbarkeit – dafür, dass wir (noch!) frei, satt und sicher leben können. Das ist alles nicht selbstverständlich und kann alles ganz schnell den Bach runter gehen, wenn wir irgendwelchen angeblichen Heilsbringern und Populisten hinterherlaufen. Es ist ein Jammer 🙁
Ich kann dem NICHT hinzufügen 👏👏👏 es trifft es auf den Punkt. Chapeau und danke dass Sie die derzeitige Situation in so klare Worte bringen konnte.
Danke an meine Freundin Moni die mir den Artikel weiter geleitet hat.
In der Krise zeigt sich Charakter dafür bin ich dankbar. Toll dass es auch noch Menschen mit Charakter gibt. 👏 Chapeau und Namaste 🙏🏼 Claudia
Guten Morgen, lieber Mounir…. Heute bin dieser Stelle, da ich FB deaktiviert habe. Zuviel Hass, Fake und Verschwörung! Leider habe ich keine Botschaft, denn alles, was Du schreibst ist wahr! Ich kann mit einigen meiner engsten Freunde nicht mehr sprechen, weil wir uns sonst entzweien würden. Wie kann man sich nur so irreführen lassen? Ich bin traurig und wütend zugleich! Vor allem ob meiner Ohnmacht….. Liebe Grüße, Roswitha
Hallo!
Sie sprechen mir voll und ganz aus dem Herzen.
Danke!
Ja Sie sprechen mir aus dem Herzen