Tuesday Post 12 Mai 2020

von | Mai 12, 2020

Verrücktes Deutschland.

Menschen, die vorgeben „achtsam“ zu sein, gefährden das Leben anderer.

Menschen, die von Gemeinschaft reden, denken plötzlich nur noch an sich.

Menschen, die sich vor Unterdrückung fürchten, rennen Unterdrückern hinterher.

Menschen, die das System kritisieren, sind die Ersten, die davon profitieren wollen.

Menschen, die der Wissenschaft größte Errungenschaften zu verdanken haben, verteufeln sie nun.

Menschen, die frei ihre Meinung sagen dürfen, behaupten, es herrsche keine Meinungsfreiheit.

Menschen, die demonstrieren, erklären, die Grundrechte seien abgeschafft,

Was ist nur los mit diesem Land?

Dabei steht Deutschland in dieser Krise aktuell so gut da wie kaum ein anderes Land.

Wer am Wochenende Bilder aus Brasilien gesehen hat, weiß einmal mehr zu schätzen, welche Leistung dieses Land und seine Bürger in den letzten Wochen vollbracht haben. Und dennoch hören die Argumentationsschlachten nicht auf. Die Lagerfronten sind verhärteter denn je. Es wird in Deutschland weiter gestritten.

Nicht darum, warum Menschen verhungern. Warum Kranke nicht behandelt werden können. Warum Menschen ihre Städte verlassen. Warum sie ihre Angehörigen begraben müssen.

Nein.
Es geht darum, dass Menschen nicht Golf spielen durften.
Es geht darum, dass der Virus so wenig Menschen tötete.
Es geht darum, dass zu viele Krankenhausbetten leer blieben.
Es geht darum, dass Masken, die im März nur empfohlen wurden, im April verpflichtend sind.
Es geht darum, ob Bill Gates die Bundesregierung gekauft hat.
Es geht darum, ob Fußballer spielen sollen oder nicht.
Es geht darum, ob wir Menschen retten wollten, die sowieso gestorben wären.
Es geht darum, ob die Bundeskanzlerin, die die Menschen dieses Landes schützen wollte, nicht doch die Absicht hatte, die Wirtschaft zu schädigen.
Es geht darum, ob 1,2 Billionen Euro an Zuschüssen langen, um der Wirtschaft zu helfen.

Es geht darum, dass irgendjemand für diesen „Scheiß“ doch verantwortlich sein MUSS.

Ich schüttele immer häufiger mit dem Kopf und frage mich, verstehe ich etwas nicht, bin ich es am Ende, der auf der Gegenfahrbahn in die falsche Richtung fährt? Bin ich hier der Reaktionäre, verkörpert das Gemisch an Weltverschwörern, Rechten, Pharmagegnern und Lichtanbetern, das zum Widerstand aufruft, am Ende jene Fortschrittlichkeit, die uns in eine bessere Welt führt?

Meine Antwort: Ich habe da meine Zweifel.

Diese Menschen erzählen, dass Leute nur tot seien, die sowieso gestorben wären. Sage ich ihnen, dass ein in Deutschland verstorbener Covid19-Patient im Schnitt noch eine Lebenserwartung hatte, die zwischen 9 und 15 Jahren lag (je nach Bundesland) und der sie gerne erlebt hätte, antworten sie, dass deswegen ja nicht ein ganzes Land stillstehen könne. Das macht mich dann sprachlos.

Wie diskutiere ich mit jemanden, der glaubt, dass die Bundesregierung bewusst und absichtlich die Abschaffung der Grundrechte plant?

Wie verhalte ich mich, wenn gesagt wird, dass der Corona-Virus eine Erfindung der Pharmaindustrie ist?

Was mache ich als ausgebildeter Journalist, wenn ich höre, dass alle Journalisten absichtlich die Wahrheit verschleiern würden?

Wie reagiere ich, wenn ich sehe, dass Protestierende gegen die aktuelle Politik neben Antisemiten und Rechten durch die Straßen ziehen?

Wie kann ich ruhig bleiben, wenn ich beobachte, dass Menschen bewusst eine Infizierung anderer in Kauf nehmen?

Ist da noch eine Basis, auf der man diskutieren kann?

Wer hat die Kraft und Ausdauer, diesen Menschen weiter von einem anderen Standpunkt zu überzeugen? Mich verlässt diese Kraft mehr und mehr.

Das macht mich traurig, weil für mich Angst, Untergangsszenarien, Negativität und Panikmache keine Mittel sind, um Gemeinschaftssinn, Verbindung und Aufbruchsstimmung zu vermitteln.

Doch der Einstieg auf eine inhaltliche Ebene macht immer seltener Sinn. Die Diskussionen zwischen den Lagern begrenzen sich darin, sich gegenseitig Quellen zu präsentieren und dem anderen eine falsche Sicht „nachweisen“ zu wollen.

Wenn ich Menschen höre, die aktuell über Merkel, Gates, Drosten, die EU, die Pharmalobby ätzen, frage ich sie: Welche Botschaft hast du und wie willst du durch die Welt gehen? Lautet dein Credo: „Die Regierung will uns Böses und ich muss die Welt warnen?“ Oder sagst du: „Ich habe Vertrauen in die Menschen, die von der Bevölkerung in einem demokratischen Prozess gewählt wurden und ich gehe davon aus, dass sie in dieser Situation das Beste wollen.“ Das macht einen Riesen-Unterscheid für die Art, wie du mit Menschen, Dingen und Ereignissen in deinem Leben umgehst. Jeder hat die Wahl. Mit Offenheit, Zutrauen, positiver Kraft und Energie hat das, was viele derzeit von sich geben, nichts zu tun. Mit Wut, Hass, Ignoranz, Verweigerung, Rücksichtslosigkeit und Egoismus ist noch nie etwas Gutes entstanden. Was ist also DEINE Botschaft? fragt ein nachdenklicher Mounir.