Über Manoj

von | Juni 18, 2024

Manoj, den alle „Manu“ rufen, scheint es in verschiedensten Ausgaben zu geben. Der Inder arbeitet in einer Unterkunft am Strand von Agonda in Goa. Dort nimmt er Gäste für die einigermaßen komfortablen Holzhütten in Empfang, er bedient im Restaurant und betreut die 12 Liegen unterhalb des Restaurants am Strand.
Manuel ist überall – zu jeder Zeit. Er arbeitet von 8 Uhr bis Mitternacht. Knapp sechs Monate am Stück. Urlaub gibt es nicht. Schlafen tut er auf dem Boden hinter dem Restaurant auf eine der Unterlagen, die er jeden Abend vom Strand holt.
Manu ist zufrieden und das sieht man ihm an. Er verdient etwa 150 Euro im Monat, plus Schlafplatz und Mahlzeiten. Das ist nicht viel. Für westliche Verhältnisse. Doch Manu klagt nicht. Er weiß noch, wie er nach der Covid-Zeit aus der Himalaya-Region nach Goa kam und keine Arbeit fand und niedergeschlagen am Strand saß.
Zu Beginn arbeitete er nur für Essen und Unterkunft. Wenn die Regenzeit kommt, im Juni, reist Manu nach Hause. 25 Stunden nach Delhi im Zug, weitere 12 Stunden mit dem Bus nach Mandi, in den Nordosten Indiens.
Dort in den Hügeln des Himalaya hat Manu eine Familie, mit drei Kindern. Nach seiner Rückkehr muss er sich um die eigenen Felder kümmern, bevor er für drei bis vier Monate in die Nähe von Shimla geht, um dort in einem Restaurant als Kellner zu arbeiten. Dann darf er immerhin einmal im Monat die acht Stunden nach Hause auf sich nehmen, um die Familie zu sehen.
Im November heißt es wieder Abschied nehmen. Für ein halbes Jahr. Es geht dann zurück nach Goa. An den Strand, um Menschen wie mir die Zeit zu verschönern.
Krankenschutz, Arbeitslosengeld, Versicherungen kennt Manu nicht. Er weiß nur: „So lange ich noch gesund bin, muss ich soviel wie möglich arbeiten, um meine Familie zu ernähren.“
Ich unterhielt mich oft und gerne mit Manu, weil er trotz aller Arbeit und Probleme immer mit einem Lächeln und Herzwärme da war. Und auch, weil in diesen Gesprächen meine Welt kleiner und kleiner wurde. Danke Manu.