Über Dankbarkeit
Menschen stehen in einem der reichsten Länder der Welt und sagen: Der Staat geht zugrunde.
Wieso eigentlich? Weil Straßen für Radwege umgebaut werden und man länger im Stau steht. Weil man auf dem Weg in den Urlaub vor dem Sicherheitscheck zu lange ausharren muss. Weil die Bahn Verspätung hat. Weil die Sprache Rücksicht auf Geschlechter nehmen will. Weil das Arztzimmer zu voll ist. Weil junge Menschen nicht daran gehindert werden, sich fürs Klima auf die Straße zu kleben. Weil die Regierung plant, Heizungen umweltgerecht auszutauschen. Weil der Handwerker keinen Termin hat. Weil man Wildschweine für Löwen hält. Weil Geschlechterdifferenzierung kompliziert ist. Weil keiner weiß, wie der Krieg in der Ukraine beendet werden kann. Weil Menschen ins Land kommen, die ein menschliches Grundrecht in Anspruch nehmen wollen. Weil, weil, weil….
Es ist eine Grundhaltung, die sich mehr und mehr durchsetzt: Das Aushalten von schwierigen Situationen, die Akzeptanz, dass Dinge nicht so laufen, wie man sich das wünscht, die positive Einstellung, der Blick auf das Gute gehen mehr und mehr verloren.
Irgendwann in den letzten Jahren hat eine Vielzahl an Menschen in diesem Land die Gabe verloren, mit Veränderungen, Rückschlägen, schwierigen Lebenssituationen oder Krisen gut umzugehen. Viele fühlen sich überfordert. Jammer, Nörgelei, Zorn. Der Höhenflug der AfD kommt nicht zufällig. Denn wenn viele der Überforderten trotz aller Kritik den Blick für die Demokratie und Pluralismus bewahren, gibt es mehr und mehr, die sich radikalisieren und aus ihrer Unzufriedenheit und ihren negativen Denkmustern heraus eine rechtsextreme Partei salonfähig machen.
Mitglieder einer Partei, die offen rechtsextrem ist, die die Gleichheit der Menschen negiert, die die freiheitliche demokratische Grundordnung ablehnt, rassistische und totalitäre Einstellungen propagiert, bekleiden mittlerweile öffentliche Ämter, sind im Umfragehoch. Die AfD soll aktuell nach dem Willen vieler Menschen die Probleme der Gegenwart lösen. Ernsthaft jetzt?
Als Deutschland nach dem Krieg zerbombt und ausgebrannt war, packten die Menschen an. Mussten sie auch. Widerstände gab es genug und doch bauten unsere Urgroß- und Großeltern das Land wieder auf. Wirtschaftlich lag Deutschland am Boden, keiner wusste was werden würde; Millionen an Flüchtlingen aus den Ostgebieten machten die Situation nicht einfacher. Die Menschen kannten das Wort Resilienz wahrscheinlich nicht, aber genau davon hatten die allermeisten. Heute ist Deutschland eines der reichsten Länder der Welt. Wenn wir unseren Vorfahren davon erzählen würden, dass gerade eine rechtsextreme Partei drauf und dran ist, demokratische Wahlen zu gewinnen, was würden sie wohl sagen?
Wir müssen in diesem Land wieder lernen, dankbar zu sein und Schwierigkeiten auszuhalten. Und wir brauchen eine Mehrheit, die wieder schätzt, was wir haben, die positiv in die Zukunft schaut und das Gefühl in sich trägt, wir packen das!
Die Realität ist eine andere. Der konstruktive Umgang mit Problemen scheint mehr und mehr verloren zu gehen. Menschen schlagen sich auf Sportplätzen, Eltern jagen in die Schule, um Lehrer herunterzumachen, Autofahrer beleidigen sich, Menschen, die anders aussehen, werden offen diskriminiert. Schaffner, Sanitäter, Feuerwehrleute und Polizisten werden wahllos angegangen.
Das ist nicht der Staat. Das sind wir, die Menschen in diesem Land, wo es mehr und mehr eine Grundhaltung zu sehen gibt, die an keiner differenzierten, menschenbejahenden Lösung interessiert ist. Es braucht einen Bewusstseinswandel. Mit Dankbarkeit können wir zum Beispiel dazu beitragen, die Zukunft positiver zu gestalten. Das kann jeder einzelne leisten. Und wir brauchen Vorbilder, die vorangehen, damit andere folgen! Damit die vorhandenen Probleme, die da sind, ohne eine Radikalisierung gelöst werden. Es braucht Mut, Zuversicht und Standfestigkeit.
Es geht auch um konstruktive Lösungen. Um Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Wir sollten endlich aus dem Jammer- und Beschwerdemodus rauskommen und sehen, was wir haben. Wir alle sind in der Verantwortung. Eine rechtsextreme Partei für ihre menschenverachtende Denke zu belohnen, das ist einfach nur beschämend. Punkt.
Resilienz*(Chat GPT): Resilienz ist ein Begriff, der aus der Psychologie stammt und die Fähigkeit einer Person oder eines Systems beschreibt, mit Herausforderungen, Krisen, Stress oder schwierigen Situationen umzugehen und sich davon zu erholen. Es bezieht sich auf die psychische Widerstandsfähigkeit und die Fähigkeit, sich nach Rückschlägen, Veränderungen oder traumatischen Ereignissen anzupassen und gestärkt daraus hervorzugehen.