Tuesday Post 26 November 2019

von | Nov 26, 2019

Wir Männer sind ja gern mit anderen Männern zusammen. Der Wunsch nach der Zugehörigkeit zu einem Männerkreis ist groß und wird schon seit Jahrtausenden gelebt. War man früher jagen, saß am Lagerfeuer oder eroberte neue Gebiete, wird man heute Mitglied im Fußballverein, bei der Freiwilligen Feuerwehr, im Zigarrenclub oder bei Skatrunden. Dort wertet man sich auf, fühlt Gemeinschaft, bekommt Bestätigung.

Wenn Männer zusammenkommen dann geht es oft um das, was man(n) erlebt statt um das, was man(n) fühlt. Für viele ist das auf der programmierten Festplatte nicht eingespeichert.

Männer können sich untereinander stundenlang in einem Thema verlieren. Die Krise des Lieblingsklubs, das Traumauto, der blöde Job, der teure Familienurlaub, die Noten der Kinder, die Macken der Frau, Abenteuer auf Tinder oder die Ärgernisse mit der Politik. Alles wichtige Themen. Aber es wird meist berichtet, bewertet und belehrt. Weniger ein „so geht’s mir“, „so fühle ich mich“ oder ein „das schaffe ich nicht“. Außen statt innen, plantschen statt tauchen.

Der Alkohol ist oftmals so ein Zungenlöser. Im Rausch trauen sich viele Männer das zu erzählen, was im Inneren große Gefühle auslöst. Am nächsten Tag ist das aber schon wieder alles weggeschlossen. Das weiche Wesen liegt bei vielen tief im Inneren vergraben und beschützt. Schade, denn wir Männer brauchen die andere Seite aktuell mehr denn je.

Ob bei der Erziehung, in der Partnerschaft oder im Job, die „soft skills“ werden immer wichtiger. Dafür müssen wir die aber entwickeln. Um auf andere Menschen einzugehen, muss ich als Mann erst einmal auf mich selbst eingehen können. Das heißt für mich: Erst wenn wir Männer die „schwache“ Seite in uns akzeptieren und diese auch zeigen, haben wir die Chance auf ein gesundes und ganzheitliches Verhalten, das sich auf Empathie, Empfindsamkeit, Aufrichtigkeit gründet.

Wie schön wäre es also, die Energie der Männer für einen aufrichtigen, und gefühlsvollen Austausch zu nutzen? Kein reines Tschakka-Getue mehr, kein Brusttrommeln und kein so tun als ob. Sondern sagen, was ist. Viele denken ja, das kann ich nicht tun, mich so „schwach zu zeigen“. Aber zu merken, dass man nicht allein ist, dass es den scheinbar anderen „starken“ Männern auch so geht, gibt die Chance, sich wirklich nahe zu kommen und damit auch anderen.

Auf einer off-Road-Piste mit 220 Sachen langheizen wird auf Dauer zum Crash führen. Deshalb gilt es, mit Langsamkeit, Achtsamkeit und Gefühl für die Strecke ans Ziel zu kommen. Oder etwa nicht?

Am Wochenende gab es ein Treffen ehemaliger Kicker des SV Wehen. Teilweise kennt man sich schon 25 Jahre. 20 Männer saßen also da und erzählten von sich, ihren Leben, Träumen und Problemen. Männer, die ich jahrelang nicht gesehen hatte, öffneten sich auf eine Weise, die absolut ungewöhnlich war. Das berührte mich, aber vor allem sie selbst. Dinge kamen auf den Tisch, so wie sie waren. Ungeschönt, wahrhaftig und lebendig. Es entstand eine unglaublich schöne und kraftvolle Energie. Wir fühlten uns verbunden. Und dieses Gefühl trug uns durch den Abend. Ohne dass auch nur eines der angesprochenen Themen oder Probleme gelöst gewesen wäre. Darum ging es auch nicht. Wir spürten alle, wie wertvoll es ist, wenn man einfach mal so da sein kann, wie man ist und sich fühlt. Und das im Kreis von 20 echt coolen Männern. Das war echt „wow“.

Das Leben gab mir also mal wieder einen Hinweis. Denn ich trage mich schon seit längerem mit dem Gedanken, einen Männerkreis ins Leben zu rufen und genau diese beschriebene Energie für die Persönlichkeitsentwicklung zu nutzen. Deshalb will ich 2020 einen solchen Kreis starten.

Lasst uns die große positive männliche Energie mehr für unser Leben nutzen. Unsere Kinder, Freunde und Frauen werden es uns danken, sagt ein nachdenklicher Mounir.