Tuesday Post 17 September 2019

von | Sep 17, 2019

Wir reden ja oft darüber, ob etwas von uns nach diesem gelebten Leben zurückbleibt. Auch wie es für uns weitergeht. Ob es so etwas wie eine Wiedergeburt gibt. Welcher Sinn diese Jahre für uns haben. Die Weltreligionen haben auf diese für uns so existenziellen Fragen ihre Antworten gegeben. Und das ist auch wichtig. Die Sinnsuche ist ab einem bestimmten Alter bestimmend und prägend. Für viele von uns ist es deshalb umso wichtiger, etwas zurückzulassen. Wir wollen unserer Existenz damit einen Zweck, einen Sinn geben. Kinder tragen unser Aussehen, unsere Werte und Überzeugungen weiter. Andere Menschen hinterlassen der Nachwelt großartige Kunstwerke, gründen Parteien, Bewegungen, sie kämpfen für Gesetze, setzen sich für soziale Zwecke ein oder erfinden Dinge, für die Millionen von Menschen dankbar sind. Etwas soll zurückbleiben. Ein schöner Gedanke ist dies. Doch bin ich fest davon überzeugt, dass es kein Nobelpreis, keine Ehrungen oder Firmennamen braucht, damit wir wirken und etwas hinterlassen.

Einfaches Beispiel: Ich liege stationär in einer Klinik und nehme die Krankenschwester, die sich sieben Tage lang um mich wie ein Engel gekümmert hat, zur Seite. Ich sage: „Haben Sie mal kurz Zeit? Ich muss Ihnen etwas sagen.“ Die Krankenschwester wird bereits ein wenig misstrauisch, doch ich will in diesem Moment, dass das, was ich sage, auch wirklich ankommt. Denn ich will ihre ganze Aufmerksamkeit.
Ich sage also:
“Ich möchte mich mal bei Ihnen für all das, was Sie für mich in den vergangenen Tagen getan haben, bedanken. Es mag sein, dass das von Ihnen erwartet wird, aber ich finde, Sie haben das außergewöhnlich getan. Großen Dank. Toll, dass es Sie gibt.“
Die Krankenschwester wird geschmeichelt sein, meine Sätze werden ein warmes Gefühl auslösen. Sie wird eventuell denken: „Ach, es ist doch gut und schön, was ich hier tue. Es hat wirklich einen Sinn.“ Sie wird gehen und merken, was solche Sätze bei ihr auslösen und wie wichtig es ist, dass man sie mal hört. Sie fühlt, dass sich mit so einem Umgang viel besser miteinander auskommen lässt. Es ist gut möglich, dass Sie vielleicht am nächsten Tag, in der nächsten Woche ihrem Pfleger, der das ganze Jahr die Betten durch die Flure schiebt und 1000 andere Dinge erledigt, auch mal zur Seite nimmt und sich bei ihm bedankt.

Was ich sagen will ist, dass ich es in meiner Hand habe, was ich in die Welt aussende und dass ich immer etwas zurücklasse. Jeden Tag, jede Woche. Es kommt nur auf mich an, wie nachhaltig das ist, wie positiv oder negativ es ausfällt. Es ist nicht garantiert, dass die Krankenschwester meine Haltung weiterträgt, sie übernimmt oder selbst beherzigt. Doch die Möglichkeit ist da. Und je öfter ich das tue desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass andere meinem Beiospiel folgen. Wir alle haben die Wahl. Wir können schon zu Lebzeiten, den Menschen in unserem Umfeld etwas mitgeben, etwas hinterlassen. Ja, wir dürfen die Energien, die in uns stecken, nicht unterschätzen. Schau dir beispielsweise Menschen an, deren Hauptcharakterzug Liebenswürdigkeit ist. Sie haben ein Umfeld, in dem die allermeisten auch liebenswürdig sind, so meine These. Und das nicht nur, weil sich gleich und gleich gesellt, sondern weil sie es aufgrund ihrer Art schafften, Menschen um sie herum in ihrem Sinne zu verändern.

Fangt also an, euch eurer Kraft und Überzeugungen bewusst zu sein. Und sendet das Beste, was ihr in Euch tragt, hinaus. Es lohnt sich, sagt ein nachdenklicher Mounir, denn es bleibt.