Tuesday Post 13 August 2019

von | Aug 13, 2019

Letztens bin ich mit Freunden auf dem Fahrrad an der Nidda entlang. Irgendwann mussten wir nach dem Weg schauen und blieben stehen. Wie man das eben heutzutage so macht, Handy raus und auf Googlemaps schauen. Ein Fahrradfahrer kam des Weges entlang und fluchte fürchterlich über uns vier Leute, die einen Teil des Weges blockierten. Er musste uns tatsächlich ausweichen.

In der Tat war das von uns nicht sehr schlau, aber die Art, wie sich der Mann aufregte, stand in keinem Verhältnis dazu. Die Freundin sagte lapidar: „Na ja, der hat wohl auch freie Fahrt gebucht.“ Ich fand das einen wunderbaren Ausdruck, denn ich ertappte mich selbst dabei, wie oft ich im Alltag etwas „buche“. Mal ist das ein schneller Brötchenkauf, mal ein pfiffiger Service-Mitarbeiterin bei der Telekom, ein schöner Platz im Schwimmbad oder ein grippefreier Winter. Und wehe es kommt anders.

Dann ist eine Genervtheit im ersten Moment da, die mich selbst manchmal erschreckt. So als ob das Leben eine Ansammlung von Buchungswünschen wäre. Viele malen sich ihr Leben und akzeptieren es nicht, wenn Dinge nicht so laufen, wie sie es wollen. Als sei der Alltag ein Pauschalurlaub im Süden. Das ist doch aber genau das Spannende im Leben. Wenn Dinge anders kommen, wenn Überraschendes passiert, ja auch Negatives und man dennoch versucht, das Beste draus zu machen.

Das Zusammenleben mit anderen Menschen erfordert tatsächlich Geduld, Achtsamkeit und Gelassenheit. Mir gelingt das auch nicht immer. Wenn ein Auto mit dem Kennzeichen FD vor mir im Schneckentempo durchs Nordend fährt, weil es irgendeine Abzweigung sucht, kann man sicherlich schimpfen. Man kann sich aber auch in den Fahrer hineinversetzen, der gerade ultra-gestresst ist, weil er sich in der neuen Stadt nicht auskennt. Und wer sagt eigentlich, dass man IMMER mit 50 durchs Nordend rasen kann…..?

Dem Alltag zu erlauben, mal ganz anders zu sein als gewohnt bringt uns näher zu den anderen und näher zu uns selbst. Was wäre denn gewesen, wenn der Mann an der Nidda stehengeblieben wäre, um zu fragen, ob wir Hilfe brauchen? Es hätte sich ein kurzes nettes Gespräch ergeben, wir wären auseinander gegangen und hätten gedacht, nein, sind die Menschen nett hier…. Lasst uns also schauen, dass wir uns wenigstens ab und zu, vom Gebuchten loslösen, denn das Leben funktioniert nicht so, sagt ein nachdenklicher Mounir.