Tuesday Post 06 August 2019
Und das sagt also ein Mann, der zur Elite Deutschlands zählt? Ein Mann, der mit dem zweitgrößten Schlachthofbetrieb Europas einen Umsatz von jährlich knapp sieben Milliarden Euro macht, dazu Boss vom Traditionsklub Schalke 04 ist? Mich fröstelt*s.
Zwei Dinge daran sind besonders unerträglich. Zum einen frage ich mich, wie viele Menschen in Deutschland im Grunde das gleiche Menschenbild wie Herr Tönnies in sich tragen, die genauso verachtend über diese „Afrikaner“ reden, es aber nicht öffentlich tun? Und ich rede nicht von Menschen, die ungebildet und vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind, zu den Frustrierten dieses Landes gehören. Nein, es macht mir Angst, dass scheinbar genau die Menschen, die es in diesem Land finanziell zu etwas gebracht haben, die sich keine Sorgen machen müssen, Afrikaner als Menschen zweiter Klasse betrachten. Und ein Herr Tönnies ist mit Sicherheit weit gereist, ist international verdrahtet und zählt viele Ausländer zu seinen Freunden. Natürlich. Dann darf man sowas ja auch sagen, mag er denken.
Doch was mich noch viel mehr erschreckt ist die Tatsache, dass sich von den 1600 Zuhörern in Paderborn keiner gegen einen solchen Rassismus gewehrt hat. Kein einziger der geladenen Gäste in dem Saal hat sein Missfallen bekundet. Kein einziger ist aufgestanden und hat sich mit den Afrikanern solidarisiert. Im Gegenteil. Mit Verzögerung applaudierte sogar der ganze Saal. Es waren Politiker vor Ort, Wirtschaftsfunktionäre, ja auch der Erzbischof Becker saß in der ersten Reihe. Und dann applaudiert man einer solchen Entgleisung? Kommt aus der Veranstaltung und schweigt? War es ein Schock, ein Blackout? Ich zweifele daran, denn auch zwei Tage später hat weder das Erzbistum noch der Handwerkertag offiziell Stellung bezogen. Und Schalke 04? Sagt in Person seines Sportvorstandes, dass das Leben so funktioniere, dass man sich für Dinge auch mal entschuldigen kann. Ja, Herr Tönnies hat sich entschuldigt. Wofür eigentlich? Dass er das gesagt hat, was er denkt?
Der Schaden ist nicht wiedergutzumachen, aber was mich mehr bewegt ist die Frage, wie die 1600 Weggucker mit dem Skandal umgehen. Wer entschuldigt sich von ihnen für den geduldeten Rassismus? Ich habe Angst. Angst, dass die schweigende und wegschauende Masse in unserem Land die Oberhand gewinnt, sagt ein nachdenklicher Mounir.