SEI KEIN FROSCH
Es heißt, wenn man einen Frosch ins kalte Wasser setzt, nach und nach das Wasser erhitzt verbleibt das Tier im Wasser, bis es vom siedenden Nass gekocht wird und am Ende stirbt. Wird der Frosch dagegen ins bereits kochende heiße Wasser gesetzt, dann rettet er sein Leben mit einen großen Satz aus dem Topf hinaus.
Manchmal kommt auch unser Leben wie ein langsam heißer werdender Kochtopf daher.
Wie steht es mit unserem Empfinden – für unsere Wassertemperatur?
Wie heiß ist uns?
Spüren wir noch einen Temperaturunterschied?
Oder liegen wir im kochend heißen Wasser und denken, „alles bene“?
Wie bewusst nehmen wir noch wahr, in welchem Leben wir stecken?
Sind wir von all den Routinen, Gewohnheiten und Standards betäubt?
So, dass wir für die Möglichkeiten des Lebens gar kein Gefühl mehr haben.
So, dass wir gar nicht mehr einschätzen können, ob das Leben uns schadet oder guttut.
So, dass wir die Schätze um uns herum nicht mehr erkennen.
Die „eigentlich“-Welt hat viele von uns im Griff.
Eigentlich geht es mir gut.
Eigentlich bin ich glücklich.
Eigentlich kann ich mich nicht beschweren.
Ja, was denn nun? Geht es dir nun gut oder nicht?
Sage diese Sätze ohne das Wort „eigentlich“ und sie haben eine ganz andere Wucht.
Es geht mir gut.
Ich bin glücklich.
Ich kann mich nicht beschweren.
Das klingt anders.
Ja, wie sieht denn die Praxis, die Realität aus? Die Überprüfung dieser Aussagen fällt vielen schwer. Weil die Sensoren, quasi das Thermometer, für einen Gegencheck nicht mehr funktioniert. Viele sind nicht mehr in der Lage, ein Bewusstsein dafür herzustellen, wie es ihnen wirklich geht.
Ihre Sinne fürs Empfinden sind gestört. Sie liegen in kochendem Wasser und wagen dennoch nicht den Sprung hinaus. Statt aus dem Wasserbad zu kommen und die Sensoren neu zu justieren, bleiben sie lieber dort, wo sie sich auskennen…
Man sagt dann so Sätze wie:
„Ist ja alles nicht so schlimm.“
Oder: „Anderen ist auch heiß.“
Oder: „Das Heiße macht total Spaß.“
Und wenn dann jemand doch äußern sollte: „Oh Gott, komm da raus, du verkochst“, dann schüttelt man nur nachlässig den Kopf und sagt, „du bist aber komisch drauf, keine Sorge, ich habe alles im Griff“.
Und dann, auf einmal, ist doch alles vorbei….
Im Leben bereuen wir selten die Sachen, die wir tun. Meistens sind es Dinge, die wir nicht tun, die wir im Nachgang am meisten bereuen. Aus der Angst heraus, dass man nicht weiß, was kommt, verbleiben viele Menschen in einer Situation, in der sie langsam „verkochen“. Sie warten auf eine Entwicklung, auf einen Anstoß, auf eine Entscheidung, die sie endlich aus dem Kochtopf holt. Eine ewiges Warten, was am Ende nur Sätze wie diesen hervorbringt: „Ach, hätte ich doch nur…“
Es braucht Reflexion. Bewusstsein. Mut, aber vor allem Achtsamkeit. Denn es gilt erst einmal die Dinge wahrzunehmen.
Das Leben wartet nicht. Sei kein Frosch und schaue nach, welche Temperatur für dich die richtige ist und entscheide dann, in welchen Topf du wirklich springen willst, sagt ein nachdenklicher Mounir.