FEEDBACK IST EIN GESCHENK
Stell dir vor, du bist Pilot und navigierst ein Flugzeug, das sich auf einen langen Interkontinentalflug macht. Die Reise ist lang, der Kurs klar und doch gibt es immer wieder Turbulenzen, Wetterkapriolen oder Probleme mit der Technik, die Einfluss auf den Flugverlauf haben.
Wichtig für dich als Piloten ist jetzt: Die Rückmeldung deiner Instrumente, um für den eingeschlagenen Kurs eventuell Anpassungen vorzunehmen. Sie sind lebensnotwendig. Das, was die Instrumente für den Piloten sind, ist das Feedback für dich als Menschen.
Wie ich das meine? Na ja, die Sätze, Meinungen, Bemerkungen von anderen zu dir und deinem Verhalten dienen dir der Kontrolle und Rückkoppung.
Wie nehmen andere mein Verhalten wahr?
Kommen meine Sätze und Handlungen in der Art und Weise an, wie ich mir das wünsche?
Wie werden Maßnahmen und Entscheidungen angenommen, ob im Privaten oder Beruflichen?
Bin ich auf dem richtigen Weg?
Welche Hinweise gibt es dafür, dass ich eventuell vom Kurs abgekommen bin?
Vielleicht bist du schon seit Jahren im Blindflug unterwegs, weißt es aber nicht? Abstürze konntest du irgendwie immer vermeiden, aber eine Kollision ist auf Dauer unumgänglich. Alles nur eine Frage der Zeit.
Um sich selbst zu justieren, Bezugspunkte für das Hinterfragen seines Verhaltens zu bekommen, aber auch um die Beziehung mit anderen auf Dauer positiv zu gestalten, braucht es Feedback!
Erst da, wo konstruktive Kritik möglich ist, eröffnen wir die Chance, Dinge miteinander besser zu machen.
Ein klares und ehrliches Feedback kann ein Geschenk sein. Dabei ist es nicht entscheidend zu sagen, DASS jemand was falsch gemacht hat, sondern WAS genau. Es ist gut, wenn man beim Feedback eine Verhaltensbeschreibung äußert. Sagt, wieso ein Verhalten negativ wahrgenommen wurde. Kritisiert nicht die Eigenschaften oder den Charakter des anderen an sich, sondern das, was es bei euch ausgelöst hat.
Eine gelungenen Feedbackkultur verstärkt die Beziehungsebenen. Ein guter Start dafür ist es, um Erlaubnis zu bitten. Ob nun als Feedbackgeber oder als Feedbacknehmer: Fragt, ob der andere einverstanden ist, Feedback zu hören. Fragt aber auch, wenn Ihr selbst Feedback haben wollt. Das zeugt von Wertschätzung und vereinfacht den gemeinsamen Umgang mit Feedback erheblich.
Lob und Kritik sind wichtig. Wir brauchen beides in einer ausgewogenen Balance, um voranzukommen. Aber auch um die Beziehungen in unserem Umfeld zu verbessern. Viele vergessen es leider, dass es bei Feedback nicht nur um Kritik und Korrekturhilfen geht, sondern auch um Würdigung und Lob. Denn diese dient, ebenso wie die Kritik, sich darüber bewusst zu werden, ob der eingeschlagene Kurs der richtige ist. Feedbackkultur sollte deshalb verschiedene Facetten haben.
Die Basis dafür ist stets Respekt und Wertschätzung. Auf allen Ebenen. Wen man nicht wertschätzt, dem sollte man auch kein Feedback geben. Prüft immer eure Motivation. Wenn Feedback dazu dient, alte Rechnungen zu begleichen oder Rache zu üben, dann ist es fehl am Platz.
Das heißt nicht, knallharte Kritik zu vermeiden. Doch stimmt die Grundhaltung gegenüber der anderen Person nicht, erreicht man genau das Gegenteil von dem, was man will. Deshalb sollte sich jeder fragen, was er mit seinem Feedback erreichen will. Feedback soll helfen, dass sich Verhaltensweisen ändern, dass das Miteinander, die Leistung besser wird. Wenn klar ist, dass der Feedbacknehmer nichts ändern kann, dann lasst es sein
Formuliert also Feedback nur über Dinge, die beeinflussbar sind.
Gebt Feedback, seid aber selbst selbst offen für Kritik. Es gilt, das Bekannte zu hinterfragen. Wer nur hören will, was er gut macht, wird sich nicht weiterentwickeln. In einem vertrauensvollen Ambiente muss niemand Kritik persönlich nehmen.
Dazu gehört auch, schonungslose Kritik an Einzelnen nicht vor anderen zu äußern. Das gilt für den Job genauso wie zu Hause. Das heißt nicht, dass man vor anderen nicht anspricht, was falsch gelaufen ist.
Berechtigte Kritik MUSS artikuliert werden, damit das Gefüge eines Systems nicht auf Dauer beschädigt wird. Wenn jemand dauerhaft gegen gemeinsame Werte verstößt, irritierende Verhaltenswesen an den Tag legt, dann muss man das klar ansprechen. Aber auch, was genau erwartet wird.
Am Ende eines Feedbackgesprächs ist es deshalb wichtig, dass man einen klaren nächsten Schritt vereinbart. Wie geht es nun weiter? Was nimmt der Angesprochene mit? Auch andersrum: Was nehmt ihr aus gehörter Kritik mit, wie sehen eure nächsten Schritte aus, um Dinge besser zu gestalten?
Lasst uns kritische Auseinandersetzungen führen, damit wir uns alle verbessern können, vergessen wir dabei aber nicht, dass die Wertschätzung dabei nie verloren gehen darf, sagt ein nachdenklicher Mounir.