EIN LAND NAMENS KA
Ich erzähle Euch jetzt von einem Land. Nennen wir es an dieser Stelle einfach Ka.
In diesem Land scheint das ganze Jahr die Sonne. Es ist sehr klein und weit weg, aber es ist so reich, dass es sogar Geld an die eigenen Bewohner verschenkt.
Es ist ein Land, das von einer einzigen Familie regiert wird.
Es ist ein Land, das eine radikal-islamistische Muslimbrüderschaft und ihre wichtigsten Anführer offen und transparent über viele Jahre unterstützt. Menschen also, die den Staat Israel vernichten wollen, Frauen aus der Öffentlichkeit verbannen wollen, keine Demokratie wollen, sondern die Absicht haben, die Scharia als höchste Instanz einzusetzen.
Ein Land, das den syrischen Ableger von Al-Qaida, Fatal Al-Scham, fördert.
Ein Land, das der größte und wichtigste Partner der radikal-islamistischen Hamas ist und sie seit Jahren mit mehreren Milliarden Dollar unterstützt.
Ein Land, mit dem Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate, der Jeme, Libyen und Ägypten die diplomatischen Beziehungen abbrechen, weil sie es als Unterstützer von islamistischen Terroristen sehen.
Ein Land, das keine Oppositionelle duldet und demokratiefeindlich ist.
Ein Land, in dem 6500 junge Männer aus Asien auf Baustellen des Landes starben, weil sie unter schlimmsten Arbeitsbedingungen ausgebeutet wurden.
Ein Land, in dem Frauen die Erlaubnis ihres männlichen Vormunds einholen müssen, um zu heiraten oder um in vielen öffentlichen Jobs zu arbeiten.
Ein Land, in dem Frauen nicht als primärer Vormund ihrer Kinder handeln dürfen, selbst wenn sie geschieden sind und das Sorgerecht für die Kinder haben. Das heißt, sie haben in diesem Land, keine Befugnis, unabhängige Entscheidungen in Bezug auf die Dokumente, Finanzen, Reisen und bisweilen auch die Schulbildung und medizinische Versorgung ihrer Kinder zu treffen.
Ein Land, in dem unverheiratete Frauen unter 25 Jahren eine Erlaubnis ihres Vormunds benötigen, um ins Ausland zu reisen.
Ein Land, das laut eines Gerichts in New York erwiesenermaßen Sport-Funktionäre bestochen hat, um internationale Abstimmungen zu gewinnen.
Ein Land, in dem Homosexualität mit Gefängnis bestraft wird.
Ein Land, das vielen radikalen Taliban-Anführern über Jahre Schutz und Zuflucht bot.
Ein Land, das für die weltweit medial beachtete Rückkehr der neuen Taliban-Machthabern nach Kabul eigene Flugzeuge zum Transport zur Verfügung stellt.
Ein Land, das eigentlich Katar heißt.
Wie würde man im Normalfall mit einem solchen Land umgehen?
Man würde zumindest ein paar Dinge infrage stellen, oder nicht?
Doch die Welt gefällt sich darin, wegzuschauen.
Die UEFA lässt sich die EURO vom katarischen Staatsunternehmen Qatar Airways sponsoren.
Der FC Bayern bekommt Geld, um in katarischen Flugzeugen durch die Welt zu fliegen und wirbt für den Staatsflughafen in Doha. Darüber hinaus jetten die Bayern-Spieler jährlich dorthin, um in Katar ihr Trainingslager abzuhalten – so wie viele andere Vereine im Übrigen auch – und bekommen dafür reichlich Geld.
Die FIFA lässt sich von Katar bezahlen.
Und in Paris rennen 50 000 Menschen ins Stadion, weil ihnen der Staat Katar, der den Verein PSG besitzt, Lionel Messi und viele andere exorbitant verdienende Fußballer kauft.
Wir kritisieren Menschenrechtsverletzungen weltweit. Wir finden radikale Islamisten abstoßend.
Aber reagieren nicht, wenn ein Land, das nachweislich Terroristen fördert, die UEFA, FIFA oder den FC Bayern bezahlt, eine WM ausrichten darf, sich im Glanze von sportlichen Großveranstaltungen sonnt und dafür hofiert wird?
Was wäre die Reaktion der Welt, wenn dieses Land die westliche Welt nicht mit Geld zuschütten würde? Wie würde die internationale Gemeinschaft handeln, wenn sie unabhängig von den katarischen Geldeingängen und Einladungen wäre?
Ich fände es toll, wenn anlässlich der WM 2022 die Fußballer in Katar vor Ort klare Botschaften senden und unmissverständlich deutlich machen, dass das Verhalten Katars Konsequenzen haben muss.
Oder, wenn in Paris das Stadion leer bleibt, weil man keinem Verein zujubeln will, der von einem solchen Staat so viel Geld annimmt.
Also, Sportler und Fans dieser Welt, zeigt Flagge und Haltung, wenn es schon die Verbände und Politiker nicht tun. Protestiert in und gegen Katar, sagt ein nachdenklicher Mounir.