Tuesday Post 10 September 2019

von | Sep 10, 2019

Plötzlich ist er irgendwie rum. Der Sommer. Vorbei diese Tage, an denen man vor lauter Hitze die Wohnung abdunkeln muss. Diese Abende, an denen man auf Terrassen und Balkonen in kurzen Hosen bei Bier und Gegrillten bis spät zusammensitzt. Diese Nachmittage, an denen man am See zum Geschrei und Geplansche der anderen gemütlich einnickert. Diese Morgenstunden, an denen das erste klare und wärmende Licht auf der Haut so wohltuend ist. Diese Nächte, in denen man die Laken mit den Füßen von sich runterzieht.

Plötzlich ist es öfters trüb und grau. Der Regen fällt und mit ihm die Temperatur. Ich vermisse jetzt schon die Zeit, an denen man täglich neu planen konnte, wie man wo das tolle Wetter für Aktivitäten und Ausflüge nutzt. Doch gleichzeitig merke ich auch, dass es wohltuend sein kann, sich nicht mehr überlegen zu müssen, wie man diese Tage in Best-of-Manier organisiert.

Und ich ahne bereits, dass die Zeit, die da kommt, durchaus ihre Berechtigung hat. Dass wir die Zeit der Muße und Ruhe brauchen. Seien wir ehrlich: Wenn draußen am Abend wunderbare 28 Grad sind, wenn die Stadt voller Menschen auf den Trottoirs ist, wenn die Parks vor lauter Nebelschwaden der dampfenden Fleischmassen kaum noch zu sehen sind, wenn sich vor den Eisdielen bis spät lange Schlangen bilden, wenn eine coole Party die andere jagt, wenn Straßenfeste tausende Menschen zum Flanieren, Trinken und Feiern einladen, dann tun wir uns schwer mit Rückzug und Passivität. Mir geht es jedenfalls so.

Und die Natur tut gut daran, nun allmählich eine Übergangsphase einzuläuten, in der wir anfangen, uns auf andere Dinge einzulassen. Es wird ruhiger. Leiser. Auch einsamer. Der Blick bleibt mehr bei uns als bei anderen. Und das ist gut so. Und wir sollten uns darauf einlassen. Denn die Welt funktioniert so. Demnächst werden Blätter fallen, Tiere sich zurückziehen, Pflanzen und Blumen eingehen. Die Natur braucht diese Zeit, um sich zu erneuern. Doch das, was nach Tod und Ende aussieht, kommt wieder. An vielen Stellen kraftvoller und schöner wie zuvor. Und das macht mir Trost. Die kalten Monate haben ihre Berechtigung. So wie die Natur bei einem ganzen Jahr Sonne kaputt gehen würde und nach der kalten Zeit dürstet, damit sich von innen heraus Neues bildet, so brauchen wir Menschen auch diese Zeit der Erneuerung, des In-sich-Gehens, der Ruhe und Muße.

Also, schaue ich heute aus dem Fenster, nehme graue Wolken, leichte Nebelschleier, 9.1 Grad Celsius wahr und freue mich. Denn wir alle sind Teil eines Planes, der sich Natur nennt, sagt ein nachdenklicher Mounir.